Italien begibt sich in den Krieg

Die Stille der Dolomiten wurde im Jahr 1915 als Italien in den Krieg eintrat vom Lärm der Waffen gebrochen. Die fortwährend in Bewegung befindlichen Soldaten und Fahrzeuge erschütterte die in Bescheidenheit und Ruhe lebende Gemeinde.

16. Mai: In Ampezzo wurden alle noch nicht erfaßten Männer von 16 bis 50 Jahren zur Musterung aufgerufen und den Standschützen, Scheibenschützen oder dem Landsturm (Massenaufgebot) angegliedert. Es wird die Uniform mit dem Tiroler Adler ausgegeben. Es wurde der II. Zug, IV. Kompanie des Batallions Enneberg-Marebbe gebildet. Viele verlassen den Ort. Die Front verlief nördlich von Cortina. 669 Ampezzaner wurden zu den Waffen gerufen, zusätzlich 35 Arbeiter und Mandanten zur Verteidigung der österreichischen Grenze.

19. Mai: 135 Standschützen mit 60 Stück Vieh wurden nach Son Pòuses verlegt. Die Ampezzaner konnten ihre Häuser und Angehörigen sehen. Die Angst und das Leid war grenzenlos.

20. Mai: Einige ampezzanische Sympathisanten für Italien wurden von den österreichischen Autoritäten in Katzenau (in der Nähe von Linz) interniert. Die Verwundeten von Galizien wurden in österreichische Spitäler verbracht. Cortina wird aus Angst und Hoffnung zusehends leerer. Der Dekan der Pfarre, don Antonio Pallùa, fordert die Menschen auf Cortina nicht zu verlassen.

22. Mai: Die Tiroler Soldaten verstärken Son Pòuses und andere strategische Punkte vom Col di Lana bis zum Monte Piana.

23. Mai: Italien erklärt Österreich den Krieg und kündigt den Beginn der Feindseligkeiten für Mitternacht an.

"Die Stunde der Forderungen hat geschlagen...", schreibt der König Italiens. Der österreichische Kaiser antwortet:... "Ein Verrat gegen zwei Verbündete der in der Geschichte kein Beispiel kennt ..."

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                                                        Ampezzo besetzt

24. Mai: 18. Uhr. Die Italiener überschreiten die Grenze bei Acquabona. Ampezzo ist seit einigen Tagen geräumt. Statt den Offizieren die Anordnung zu geben vorzurücken und die Schwäche des Gegners auszunützen lädt General Nava ein zu warten ... Die Italiener bewegen sich nicht weiter. In den ersten beiden Wochen hätten sie aufgrund ihrer Überlegenheit nicht nur das Pustertal besetzen sondern bis zum Brenner vorrücken können.

27. Mai: Vom Paß Tre Croci-Cojes fahren um 16.45 Uhr 8 Infanteristen der Brigade Marche nach Cortina und setzen die Fahrt Richtung Zuèl fort ohne nur einen österreichischen Soldaten anzugreifen.

29. Mai: Cortina wurde vom 23. Regiment der Brigade Como um 4 Uhr Nachmittag ohne Blutvergießen besetzt.

Die Soldaten waren von der ablehnenden Haltung der Bevölkerung enttäuscht mit der sie empfangen wurden. Es konnte jedoch von Alten, Frauen und Kindern nicht erwartet werden, daß sie für die unerwünschten, bewaffneten Eindringlinge Sympathie empfänden, die bereit waren zu kämpfen und vielleicht ihre Söhne, Männer, Väter und Brüder töten würden von denen sie durch ihre Schuld getrennt waren. Man hörte die ersten vier Kanonenschüsse. Die Hotels wurden besetzt, in fast allen Häusern mußten Offiziere und Militär aufgenommen werden. Je nach Situation waren in Ampezzo zwischen 20.000 und 30.000 Soldaten stationiert. Im Gebiet entstanden Zeltlager, Baracken, Lager, Schützengräben, Straßen, Laufgräben, Krankenlager, Küchen, Ställe, Beobachtungsstände usw..

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                                            Stillstand in den ersten 15 Tagen

4. Juni: Von Son Pòuses wird den ganzen Tag geschossen.

Statt sofort vorzurücken richten sich die Italiener in den Ortschaften und auf den Anhöhen ein. So geschah das was die Österreicher "ein militärisches Wunder" nannten. Die ersten Tage waren für den Verlauf des Krieges ausschlaggebend. Der Stillstand war eine fataler Fehler der Italiener der in der Folge Zehntausenden das Leben kostete. Für die Österreicher war dies ein unerwarteter und unglaublicher Glücksfall.

Es ist wesentlich daran zu erinnern, daß entlang der Front Österreich immer nur Verteidigungsabsichten hatte und niemals an einen großen Vorstoß dachte. Aufgrund des Verteidigungskonzeptes und der fehlenden Stärke beschränkten sich die Österreicher darauf nur den Durchmarsch zu verhindern.

Ausgenommen von kleineren Rückzügen blieb die österreichische Verteidigungslinie bis zum Ende des Konfliktes fast unverändert. Die Italiener konnten nie weiter vorstoßen trotz der Anstrengungen und der katastrophalen Minen.

Juni "Durch Verdacht und Anzeigen wurden in Italien ziemlich viele Personen interniert" denen österreichfreundliche Gesinnung vorgeworfen wurde.

                                Die Kampfhandlungen an der ampezzanischen Front

7.-16. Juni: Erste vergebliche italienische Angriffe in Son Pòuses und Val Gòtres.

10. Juni: Die ampezzanischen Standschützen wurden von Son Pòuses auf den Col die Lana verlegt.

13.-15. Juni: Zweckloser Ansturm in Gòtres und Son Pòuses mit schweren Verlusten.

15. Juni: Kämpfe in Fontana Nègra, Col di Bos, Intrà i Sasc, Sas de Stria bald durch die große Zahl der Toten und der geringen Resultate unterbrochen.

5.-11. Juli: Verschiedene Angriffe Intrà i Sas und am Sas de Stria ohne Resultate.

7.-11. Juli: Einnahme der Scharte von Col die Bos und Cima Bos.

20. Juli: In Fontana Nègra fällt der General Antonio Cantore.

30. Juli: Die Cristallo-Gruppe wird von den Italienern besetzt.

2. August: Es wird die Fontana Negra-Scharte erobert.

8.-9. August: Andere Angriffe bei Intrà i Sas und den Sas de Stria ohne Resultat.

August: Die "Alpini" besetzen den Kamm des Cristallo. Schwere Angriffe im Gebiet des Cima Falzàrego, Forcella Travenànzes, Foràme, Costabella.

Von September bis Oktober: Italienische Angriffe auf den Nordhängen des Cristallo, Costabello, Foràme, Rauchkofel.

September: Vergebliche italienische Angriffe auf dem Casteletto, jedoch Eroberung der Felskette Martini des Lagazuoi.

18. September Italienische Eroberung der Tofana die Rozes.

18. Oktober: Die Italiener erobern Cima Falzàrego. Der Gipfel des Sas de Stria wird besetzt, es fällt der Leutnant Mario Fusetti, wenig später wird der Gipfel von den Österreichern zurückerobert.

20.-26. Oktober: Kämpfe in der Cristallo-Foràme-Gruppe.

24.-28. September und 17.-31. Oktober: Vergebliche Angriffe am Castelletto.

24. Oktober: Italienischer Versuch Ruffiedo zu überschreiten um bis Cimabanche-Sorabànces vorzudringen.

7. November: Die Italiener erobern und verlieren den Gipfel des Col di Lana.